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Die Initiative Landmarke will das alte Vollmer-Kieswerk als Denkmal erhalten. Doch es gibt Widerstand gegen die Pläne
Geht es nach der Initiative „Landmarke Donaukies“, bleiben die Überreste des Kiesabbaus an den Vollmerseen stehen – als Industriedenkmal inmitten der Natur. Doch diese Auffassung teilen längst nicht alle: Im Günzburger Rathaus ist man strikt gegen das Vorhaben. Dass die „Landmarke“-Freunde allem Widerstand zum Trotz jetzt ein neues Event auf dem Gelände planen, bei dem nicht nur eine Lichtshow, sondern auch Musik eine Rolle spielen sollen, ärgert Oberbürgermeister Gerhard Jauernig besonders – denn Veranstaltungen und vermehrte Besucherströme widersprechen dem gültigen Plan, die Anlage abzubauen und das Gebiet zu rekultivieren. Bereits vor einem Jahr hatte es deshalb Ärger um eine solche Aktion gegeben.

Den Ärger damals bezeichnet Prof. Karl Ganser von der Initiative „Landmarke Donaukies“ jedoch eher als „Sturm im Wasserglas“. „An uns hat niemand etwas von Problemen herangetragen.“ Die Aktionen am ehemaligen Kieswerk, die den Sommer über stattfanden, seien sehr positiv aufgenommen worden. Deshalb soll jetzt am Samstag, 21. März, wieder das ehemalige Kieswerk in Szene gesetzt werden. Diesmal mit etwas weniger Bengalo-Feuer, dafür aber mit Musik: Das Orchestra Vagabundi aus Langenau will mit Hämmern der Metallkonstruktion Töne entlocken. Gegen 20 Uhr soll es losgehen.

Bedeutet das neue Event, dass sich die Stadt Günzburg und die Initiative über die Zukunft der Anlage geeinigt haben? Oberbürgermeister Jauernig sagt dazu ganz klar Nein. „Eine Entscheidung über die Zukunft des Kieswerks ist noch nicht in Sicht. Dafür stehen noch zu viele offene Fragen im Raum, die die Initiative und die Firma Vollmer als Grundstückseigentümerin bislang nicht beantwortet haben.“

Fragen, besonders zum Thema Haftung, will die Initiative aber durchaus beantwortet haben. Dr. Ulrich Mäck von der Arge Donaumoos, die für die Initiative die Büroarbeiten übernommen hat, spricht von einem „umfangreichen Paket“, das an Landrat Hubert Hafner und den Oberbürgermeister mit Bitte um Weiterleitung an den Stadtrat gegangen sein soll. „Wir haben darin Argumente zusammengefasst, warum die Anlage stehen bleiben sollte, und uns auch auf mehreren Seiten mit Vorschlägen zum Thema Haftung befasst“, sagt Mäck. Vor wenigen Tagen sei dazu ein Antwortschreiben vom Landrat gekommen: Um das Vorhaben durchzusetzen, müsse der Rekultivierungsplan für das Gebiet geändert werden. Dazu bräuchte es einen formellen Antrag der Firma Vollmer als Besitzer des Areals, und ein wasserrechtliches Verfahren, bei dem Träger öffentlicher Belange gehört werden müssten.

Oberbürgermeister Gerhard Jauernig betont, dass er grundsätzlich Bemühungen sehr begrüßt, Geschichte erlebbar und auch sichtbar zu machen. „In Günzburg zeugen noch heute der neu angelegte Werkkanal und Schautafeln von Günzburgs industrieller Hochphase.“ Auch der Kiesabbau im Donaumoos habe die Region mitgeprägt, vor Ort Arbeitsplätze geschaffen und die Natur mit ihrer Seenlandschaft maßgeblich mitgestaltet. „Deswegen kann ich das Ansinnen der Initiative, das alte Kieswerk erhalten zu wollen, im Grundsatz nachvollziehen.“

Der Stadtrat habe sich intensiv mit der Frage nach Erhalt oder Rückbau der Werksanlage beschäftigt, als die Arge Donaumoos eine Machbarkeitsstudie vorgelegt hatte. Schon damals hatte das Gremium die Pläne äußerst kritisch gesehen, weil das Vorhaben aus Rechts- und Kostengründen ungelöste Probleme bringe. Jauernig: „Die Rekultivierung und Renaturierung dieses ökologisch wertvollen Geländes rund um die alten Kiesabbaustätten mit seinen seltenen Vogelarten ist seit Jahren festgelegt. Außerdem geht aus der Machbarkeitsstudie hervor, dass das Projekt erhebliche Kosten mit sich bringt.“

Belange wie Erschließung, der Schutz des benachbarten Wohnens in Riedhausen, die Sauberkeit und insbesondere die Sicherheit sowie damit verbundene Haftungsrisiken würden selbst bei einer privaten Anschubinitiative letztendlich zulasten der Kommune vor Ort gehen, fürchtet Jauernig. Die Verwaltung lehne die administrative, finanzielle und vor allem rechtliche Verantwortung für ein solches Projekt klar ab. Die Relation von Aufwand und Ertrag stehe in keinem Verhältnis. Dazu kämen Interessenskollisionen zwischen Freizeitnutzern, Badenden, Fischern, Jägern und insbesondere Bürgern in Riedhausen: „Ihre Rechte als direkt Betroffene vor Ort und mögliche negative Auswirkungen auf ihre Lebensqualität haben für mich höchste Priorität“, so der Oberbürgermeister.

Die Stadt kann die Veranstaltung nicht verhindern

Verhindern kann die Stadt die geplante neue Veranstaltung, mit der die Initiative erneut auf das Projekt und seine Ziele aufmerksam machen will, nicht. Die Initiative habe alle bisherigen Veranstaltungen formell nach Sicherheitsrecht beim Ordnungsamt angezeigt, eine Genehmigung der Stadt war nicht erforderlich.

Quelle: Günzburger Zeitung

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